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Willibald Gluck: Orpheus und Euridike, 1762
Christoph Willibald Gluck: Orpheus und Euridike.
Oper in drei Aufzügen, 1762.


Zweiter Aufzug [2. Akt, 1. Szene]
Eingang zum Tartarus mit dem Styx.

Nr. 10. Einleitung.
Beim neunzehnten Takt hebt sich der Vorhang.

Erster Auftritt.
Chor der Dämonen dem Harfenspiel lauschend. Dann Orpheus.

CHOR.
Wer ist der Sterbliche,
Der dieser Finsternis
Zu nahen sich erkühnt?
Der diesem Schreckensort
So frevelnd trotzt?

Nr. 11. Furientanz.
Nach demselben erscheint Orpheus, einen Dolch im Gürtel, mit seiner Leier auf der Felsenhöhe.

CHOR.
Wer ist der Sterbliche,
Der dieser Finsternis
Zu nahen sich erkühnt?
Der diesem Schreckensort so frevelnd trotzt?
Entsetzen, Todesangst
Ergreife wild sein Herz,
Wenn ihm mit schrecklichem Geheule
Zerberus den Eingang wehrt!

Orpheus der eine Zeitlang auf der Felsenhöhe verweilte, greift in die Saiten seiner Leier und kommt langsam von der Höhe herab.

Nr. 12. Solo und Chor.

ORPHEUS.
Ach, erbarmet meiner euch! Furien, Larven!

CHOR sich abwendend.
Nein, nein!

ORPHEUS.
Schatten des Todes,
Erbarmet euch meiner Qualen,
Unaussprechlich ist mein Schmerz!

CHOR.
Nein, nein, nein!

ORPHEUS.
Ach, erbarmet usw.

Während dieser ganzen Szene umgeben die Furien. Ballett. Orpheus mit drohenden Bewegungen.

Nr. 13. Chor.
Frevelnder Sterblicher,
Was brachte dich hierher?
Hier ist der Aufenthalt
Furchtbarer Todesangst;
Hier tönt nur Klagegeschrei,
Hier herrscht nur Qual!
Bekenne!

Nr. 14. Arie.

ORPHEUS.
Tausend Qualen, drohende Schatten
Foltern mir die Brust mit Schmerzen.
In mir fühl' ich die Hölle selber,
Ja, ihr Feuer durchglüht mein Herz!

Nr. 15. Chor.
Die Bewegungen der Furien werden gemäßigter.

Durch welche Zauberkraft
Hemmt dieser Sterbliche,
Trotz unserm Widerstand
Die wilde Rachelust in unsrer Brust.

Nr. 16. Arie.

ORPHEUS.
Todesgötter, o laßt erweichen endlich
Euch durch meine herben Klagen,
Heget Mitleid mit meinen Leiden
Und gebrochner Liebe Qual!

Furientanz D-Moll als Verwandlungsmusik.

Nr. 17. Chor.

Sein sanftes Trauerlied,
Sein banger Klaggesang
Hemmt unser Rachgefühl,
Reißt uns zum Mitleid hin,
Klingt wundervoll!
Es beuget alles sich
Vor seiner Zauberkraft,
Die uns besiegt.
Er geh' zur Unterwelt,
Ihm sei der Pfad bereit,
Sein ist der Sieg.
Sein banger Klaggesang
Reißt uns zum Mitleid hin;
Er geh' zur Unterwelt,
Ihm sei der Pfad bereit,
Sein ist der Sieg.

Die Furien weichen scheu zurück.

Orpheus durchschreitet ihre Reihen. Es bildet sich eine Gruppierung – das Ballett in gebeugter Stellung –, daß der Tartarus sichtbar wird. Die Schatten und Furien verschwinden nach und nach in den Kulissen. – Orpheus schreitet fest in den Tartarus hinab. Wolken verdecken die ganze Bühne.


Verwandlung
Liebliche Gegend in den elysischen Gefilden. Die Bühne erhellt sich nach und nach und strahlt endlich in vollem Tageslicht.


Zweiter Auftritt [2. Akt, 2. Szene].
Chor der seligen Geister. Dann Eurydike. Später Orpheus.

Nr. 18. Reigen seliger Geister.
Selige Geister Chor und Ballett, sind gruppiert auf den Bergen und bei den Gebüschen. Auf der Anhöhe rechts junge Männer in kriegerischer Rüstung, Lanzen werfend und sonstige Waffenspiele übend. Greise, Matronen und Kinder, alle mit freudigem Ausdruck, sitzend und stehend auf der Bühne verteilt. Sie entfernen sich zum Teil während des Gesanges, wandeln auf und nieder usw. Eurydike mit einem Chor von Frauen tritt auf.

Nr. 19. Arie mit Chor.

EURYDIKE.
Diese Auen sind seligem Frieden
Und der Ruhe nur geweiht,
Hier lacht den Geistern, vom Leben geschieden,
Nur Seligkeit.
Hier versiegen ewig des Grames Tränen,
Hier quält das Herz kein irdisch Sehnen,
Nur Freud' und Wonne atmet die Brust.
Hier, wo nie des Kummers Klagen tönen,
Herrscht nur Entzücken und Lust.

EURYDIKE UND CHOR wiederholen.
Diese Auen sind seligem Frieden usw.

Eurydike und die Frauen, die sie begleiten, gehen ab.

Orpheus erscheint oben auf der Anhöhe rechts, betrachtet staunend die Landschaft und kommt allmählich den Berg herunter.

Nr. 20. Arie.

ORPHEUS.
Welch reines Licht! Die Sonne glänzt!
So leuchtend hat sie dem Auge noch nie gestrahlet.
Und welche süße, sanfte Harmonie
Einet sich hier lieblich der Verklärten Gesängen,
Der Bäche leisem Murmeln, der Weste leicht säuselndem Wehn!
Alles dies verkündet der Sel'gen Aufenthalt,
Ach, alles atmet hier das Glück und Wonne!
Nur Orpheus nicht!
Ach, nichts gewährt mir Wonne ohne sie, mein Leben!
Ach, ihre süße Stimme, ihre liebenden Blicke,
Ihr holdes Lächeln bieten allein mir
Ewige Freude und Wonne!
Aber wo weilet sie jetzt?

Selige Geister Chor und Ballett traten von beiden Seiten auf.

ORPHEUS.
Saget mir, ihr Schatten, die ihr wandelt
Auf den glücklichsten Gefilden, wo Eurydike jetzt weilt?

CHOR.
Dein wird Eurydike!

Nr. 21. Chor.

Holder Sänger, sei willkommen
In dem Kreise sel'ger Frommen,
Laß den bangen Gram zurück!
Dank dem Zauber deiner Lieder,
Eurydike kehrt dir wieder,
Dich erwartet hohes Glück!

Drei Tänzerinnen bitten Orpheus pantomimisch, auf seiner Leier zu spielen, um danach tanzen zu können. Man reicht ihm sein Instrument. Orpheus setzt sich auf das Rasenlager.

Nr. 22. Ballett.

Nr. 23. Rezitativ.

ORPHEUS.
Oh, wie ist mein Herz beglücket, ja ich
Ertrage mit Ruhe quälende Ungeduld.
Wer Liebe kennt, der weiß es zu empfinden,
Welches Feuer hier glüht, welch heißes Sehnen
Meine Seele entflammt!

Er erhebt sich.

Auf dieser Stätte,
Reich an Reizen und Anmut, könnte beglückt ich wandeln,
Fände wieder ich sie!

CHOR.
Wisse, sie wird dein.

Nr. 24. Chor.

Wer von den Erschaffnen bliebe
In den Armen treuer Liebe
Ungerührt, gefühllos, stumm!
Komm, geliebter Schwesterschatten,
Auch im Arme deines Gatten
Blüht dir ein Elysium!

Orpheus geht während des Chores freudig und lebhaft im Kreise der Geister umher.

Eurydike wird vom Ballett den Hügel herabgeführt durch die Gruppe der Geister, die einen doppelten Halbkreis bilden, bis hin zu Orpheus und ergreift dessen Hand.

Orpheus nicht wagend, Eurydike anzublicken, führt sie in den Vordergrund und geht dort langsam mit ihr ab. Im Augenblick, wo er mit ihr in die Kulisse tritt, fällt der Vorhang.

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