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Lübeck
 Jacob von Melles Abschrift des mittelniederdeutschen Totentanztexts, 1701.
 
 

Der Tod sagt in der Vorrede:
"To dussem dansse rope ik al gemene,
"Pawes, Keiser, unde alle Creaturen,
"Arme, Ryke, Groete unde Kleine,
"Tredet vort, went iu en helpet nen truren.

Hier zwischen fehlet ein grosses Stück, und fast die Helffte der Zu=
sammen=Sprache; darauf sagt

Der Tod zu dem Thum=Herrn [richtig: Edelmann]:
"Haddestu gedelt van dinem Gode
"Den Armen, so were di wol to Mode,
"De klegeliken klagen er Gebreken,
"Nuwerle mochtestu se horen spreken.
"Dines Pachtes werstu gewert,
"Na mi haddestu ninen Begert,
"Dat ik ens vmmekame to Hants,
"Kannonik, tret her an den Dans.

Der Thum=Herr antwortet:
"Mi dunckt, it is mi noch to vroch,
"Van minen Prunden hadde ik genoch
"To bruken went her min Leuen;
"Late mi des Dansses nach begheuen.
"Nu scholde ik vullen min Schrin,
"Dine velen Worde don mi grote Pin.
"Late mi doch Gade denen bat,
"Den ik in miner Jöget vergat.

Der Tod zum Edelmann [richtig: Karthäuser]:
"Nu tret vort, di helpet nen klagen,
"Du most din Part suluen dragen,
"It sal di wesen swar,
"Di mach nicht volghen nar,
"Wen dine Werke gut ofte quat,
"Din Lon is na diner Dat,
"Nemant mach di des vorbringen,
"Men kum an, ik wil di singhen.

Der Edelmann antwortet:
"Dot, ik bidde di vmme Respijt;
"Late mi vorhalen, mine Tijt
"Ik hebbe ouel ouerbracht,
"Steruen hadde ik klene geacht.
"Mine Gedancken weren, to vullenbringen,
"To Lust in idelen Dingen,
"Minen Vndersaten was ik swar,
"Nu mot ik reisen, un[de] wet nicht war.

Der Tod zum Arzte [richtig: Bürgermeister]:
"Grot Lon schaltu enfan,
"Vor din Arbeit, dat du hefst ghedan,
"Will di God dusenvult belonen,
"Vnde in deme ewighen Leuende kronen.
"Mer dine Bedrechlichkeit mede
"Mochte di bringen in groten Vnurede.
"Wultu vmme dine Sunde ruwich syn,
"Volghe na, Meister Medecin.

Der Arzt zum Tode.
"Ik hadde wol Vordrach, mochte it wesen.
"Vele Minsken hebbe ik ghenesen,
"De van groter Suke leden Not.
"Mer jeghen di klene noch grot
"En helpet nine Kunst noch Medecin.
"Nu beuole ik mi suluen de Pin.
"Van deme Dode bin ik beseen,
"Wat Ordel dat mi schal bescheen.

Der Tod zum Wucherer [richtig: Arzt]:
"Recht Ordel schaltu entfan,
"Na den Wercken, de du hefst ghedan.
"Du hefst ghedan, dat God wol wet,
"Mengen in grot Euentur gheset,
"Den Armen swarlik beschat,
"Des he vaken billik hadde to bat.
"Al nemestu grote Summen darvan,
"Wokerer, volghe van Stunden an.

Der Wucherer zum Tode:
"O du aller unuormodeste Dot,
"Vp di en dacht ik klene noch grot.
"Ik hebbe al min Gut vorsaden,
"Mine Böne sint vul Kornes geladen.
"Mot ik nu steruen, dat is mi swar,
"Un[de] latent hir, un[de] wet nicht war.
"Ik en wet nicht, war ik henne mot,
"Vorbarme miner Her dor dinen Dot.

Der Tod zum Cappellan [richtig: Wucherer]:
"Vorkerde Dor, olt van Iaren,
"Anders hefstu nicht vterkaren,
"Den dat Gut vp desser Erden,
"Ik wet nicht, wat van di sal werden.
"Vp mi so haddestu klene Acht,
"Noch to steruende nicht gedacht.
"Nu mustu int ander Lant,
"Herr Kappelan, lange her de Hant

Der Cappellan zum Tode:
"Ach leider, wo quelet mi de Dot!
"Ik hebbe Last van [Sorgen] grot.
"Slaplik hebbe ik gequiten,
"Ik vruchte, God schalt nummer witen,
"De Werelt, de Viant, vnde dat Vlesch,
"Hebbet bedraghen minen Gest.
"Wat schal mi nu dat Gut,
"Wente ik it hir al laten mot?

Der Tod zum Amptmann [richtig: Küster]:
"Al werstu hogher gheresen,
"In groter Var mustestu wesen,
"It is diner Sele meiste Profit,
"Dat gi nicht hogher resen sit.
"Volghe na in mine Partie,
"Wente hoch sin maket Hovardie,
"Dat is al jeghen God,
"Amtman, tret an, it is nen Spot.

Der Amptmann zum Tode [richtig: Handwerker]:
"Ach leider, wat schal mi bescheen?
"Ouel hebbe ik mi vorgeseen,
"Un[de] hebbe mi ser ouel bedacht,
"Min Hantwerk so truwe nicht na getracht.
"Dat Gut prisede ik sere;
"Nu bidde ik di, leue Here,
"Du mi de Sunde wilt vorgheuen,
"Un[de] late mi in din ewige Leuen.

Der Tod zum Küster [richtig: Kaufmann]:
"Hefstu anders nicht bedreuen,
"In Kopenscop, alse di was gheuen,
"It sal di - - - enheit,
"Wen alle Dink to richten steit.
"Hefstu di so vorwart,
"Un[de] din Dink gans wol geklart,
"Westu anders, dat is nicht gut,
"Koster, kum, it wesen mot.

Der Küster zum Tode:
"Ach Dot, mot it sin gedan,
"Nu ik erst to denen began!
"In miner Kosterie mende ik klar,
"Noch hogher to komen vorwar,
"En grot Officium was min Sin,
"Alse mi dunckt, so krige ik nin.
"Ik mach des nicht gebruken,
"De Dot wil mi vorsluken.

Der Tod zum Kauffmann [richtig: Kaplan]:
"Haddestu van Iöget vp Gade bet
"Recht vor di geset,
"Un[de] vlitliken gelert,
"Dar du mennich Wort hefst vorkert,
"Dat Volk bracht to Gude,
"Dat were got, nu schedestu vnnode.
"It mot sin sunder leiden,
"Kopman, wilt di ok bereiden.

Der Kauffmann zum Tode:
"It is mi verne, bereit to sin,
"Na Gude hebbe ik gehat Pin,
"To Lande vnde tor See,
"Dor Wind, Regen vn[de] Snee,
"Na Reise wart mi so swar,
"Mine Rekenscop is nicht klar.
"Hadde ik mine Rekenscop ghedan,
"So mochte ik vrolik mede ghan.

Der Tod zum Kläusener [richtig: Handwerker]:
"Gi Amtes Lude alghemeine,
"Achten vele Dinges kleine,
"Dat gi einen anderen bedreghen,
"Un[de] vaken darinne leghen.
"Vp steruen hebbe gi nicht gepast,
"Juwe Sele ser belast,
"Dat wil juwer Sele wesen swar,
"Klusenaer, volghe naer.

Der Kläusener zum Tode:
"To steruen dat is mi nicht leit,
"Were ik van binnen bereit,
"Were mine Conciencien wol purgert,
"De Viant heft mi tentert
"Mit menniger Temptacie swar.
"Vorbarme di Her openbar,
"Ik di bekenne mine Sund,
"Wes mi gnedich tor lesten Stund.

Der Tod zum Bauern [richtig: Klausner]:
"Du machst wol danssen blidelik,
"Di hort dat hemmelske Rik.
"Dat Arbeit, dat du hefst ghedan,
"Sal diner Selen lustende stan.
"Deden se alle so, it scholde en vromen,
"Er scholde nicht vele ouel komen,
"Men it wirde mengen sur,
"Kom to min Reigen, Veltgebur.

Der Bauer zum Tode:
"Des Danßes neme ik wol Respit,
"Noch hebbe ik mine Tyt
"Mit Arbeide hen ghebracht,
"Vnde ghedacht Dach vnde Nacht,
"Wo ik min Lant mochte begaden,
"Dat it mit Vrucht wirde geladen,
"To betalen mine Pacht.
"Den Dot hebbe ik nicht geacht.

Der Tod zum Jüngling [richtig: Bauer]:
"Grot Arbeit hefstu ghedan,
"God wil di nicht vorsman,
"Mit dinem Arbeide vn[de] Not,
"Is it recht, ik segge di blot,
"God wilt di betalen,
"In sinen ouersten Salen.
"Vruchte nicht en Twink,
"Tret her Iungelink.

Der Jüngling zum Tode:
"Der Werlde Lust mi nu smaket,
"Do hefst de Tyt ouel raket,
"Du kumpst slikende her geghan,
"Vn[de] wult mi in din Nette beslan.
"De Werlde mi lauet Heil,
"Bedrucht se mi, so is se feil.
"Wike wech, late mi ruseleren,
"Int Older wil ik mi bekeren.

Der Tod zur Jungfrauen [richtig: Jüngling]:
"In der Nacht der Deue Gank
"Slikende is min Ummewank,
"En junk Man sik bi Tiden ker
"To Gade, sin [Luste?] dregen her,
"Hir is nene bliuende Stat,
"Haddestu west der Werlde hat,
"Were di beter, un[de] er minne,
"Junkvrow, mit di ik danßen beghinne.

Die Jungfrau zum Tode:
"Des Reiges were ik onich gherne
"Ik junghe schone Derne,
"Ik merke der Werlde Lust,
"Van diner Kumpst nicht gewust.
"Nu kumpstu snel, un[de] mi voruerst,
"Ik wuste nicht, hir werst.
"Were ik ene Kloster Vrowe worden,
"So trede ich vro in dinen Orden.

"Anno Domini MCCCLXIII. in vigilia Assumcionis Marie.

 

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Letzte Aktualisierung: 02.01.2007

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