Die 12. Jahrestagung der ETV
im Spiegel der Medien
«Makabre Erotik»: So lautet das Thema, das sich die Europäische Totentanzvereinigung
für dieses Jahr gestellt hat. Dass ihr Kongress dieses Jahr in Bern
stattfindet, ist kein Zufall, beherbergt doch das Historische Museum
einen der schönsten Totentänze: Niklaus Manuel malte ihn um 1520 an
die später abgerissene Friedhofsmauer bei der heutigen Französischen
Kirche, Albrecht Kauw kopierte ihn 1649
aufs Feinste – und erhielt diesen Reigen so zum grossen
Glück der Nachwelt.
Eine junge Frau wartet auf ihren Liebsten, und von hinten kommt der
Tod, als wolle er sie küssen; er greift ihr ins Dekolleté, entblösst
ihre Brust - welche Kirchgemeinde heute würde ein solches Bild an
die Friedhofsmauer malen lassen? Im ausgehenden Mittelalter scheute
man sich nicht: 1516 -1519 malte Niklaus Manuel dies Bild neben anderen
an die Innenseite des Laienfriedhofes des Berner Dominikanerklosters:
Der Berner Totentanz.
Um Voyeurismus allein
ist es Niklaus Manuel nicht gegangen. Sein Totentanz von 1516 war
auch ein kritisches Manifest.
Jungfrauen und
Gerippe … Im Totentanz sei «bis hin zur Pornografie» fast alles
möglich.
Das
Thema taucht … bei vielen Künstlern und Dichtern von Weltgeltung auf,
etwa bei Johann Wolfgang von Goethe, Heinrich Heine, Charles Baudelaire,
Gottfried Keller, Edvard Munch, Peter Paul Rubens und Rainer Maria
Rilke.
Das Bernbiet erweist sich als Mekka für Makabres …
Um
die Erforschung der so genannten makabren Kunst bemüht sich die «Europäische
Totentanz-Vereinigung» … Die etwa dreihundert Mitglieder der Vereinigung,
darunter Forscher, Künstler und Sammler vor allem aus Deutschland,
Österreich und der Schweiz, beschäftigen sich mit allen Spielarten
der makabren Kunst. Den Schwerpunkt bildet dieses Jahr die makabre
Erotik, ausgehend vom «Berner Totentanz» von Niklaus Manuel aus dem
16. Jahrhundert. Die Vorträge behandeln Themen wie «Der Tod und das
Mädchen» und - eine originelle Spielart davon - «Der Tod und das Model»
oder «Vanitas und Eros in der Karikatur»,
zur Sprache kommt aber auch etwa Gaston Leroux'
Roman «Das Phantom der Oper».
Das Publikum setzt sich aus einen bunten Mischung von etwas mehr
als 100 Personen zusammen, mit einer durchschnittlichen Streuung von
Mitte dreissig bis Mitte siebzig. Ein dünnes, junges Pärchen in Schwarz
ist auch da. Eine ältere Dame in Rot, ein paar Journalisten.
Tod und Sex. Tod und Frauen. – Schön, zu wissen, dass die Emanzipation
zumindest in Historikerkreisen stattgefunden hat – am heutigen Eröffnungstag
sind vier von fünf referierenden Experten weiblichen Geschlechts.
Der Tod zieht sich mit einer Konstanz durch Epochen, Erdteile und
Lebensbereiche, nach welcher Betrachter anderer historischer Phänomene
vergeblich lechzen.
Das
Thema taucht … bei vielen Künstlern und Dichtern von Weltgeltung auf,
etwa bei Johann Wolfgang von Goethe, Heinrich Heine, Charles Baudelaire,
Gottfried Keller, Edvard Munch, Peter Paul Rubens und Rainer Maria
Rilke.
SVP-Politiker
Christoph Mörgeli organisiert in Bern eine
Tagung zur makabren Erotik vom Mittelalter bis heute. … «Ich bin kein
Moralist, sondern ein armer Sünder», schmunzelt der SVP-Hardliner.
"Ich bin kein Verführer" SVP-Nationalrat Christoph Mörgeli
erforscht den Totentanz und sieht Parallelen zum Politbetrieb.
Makaber, makaber, Herr Nationalrat. Als Vorstandsmitglied der Europäischen
Totentanz-Vereinigung sind Sie mitverantwortlich für eine Tagung unter
dem Motto «Makabre Erotik». Zu sehen sein werden da hässliche Totengerippe,
die fülligen Damen schamlos ins Décolleté und unter den Rock greifen.
Was lässt sich daraus schliessen? Wollen Sie endlich das traditionelle
Familienbild der SVP revidieren? …
Peinlich,
peinlich, Frau NZZ am Sonntag. Ihr Bild von der SVP ist um einiges
antiquierter als das angebliche Frau-am-Herd-Ideal
unserer Partei. Wie sonst käme ein SVP-Exponent auf die Idee, sich
mit Totentänzen von Picasso, Salvador Dalí oder Meret Oppenheim zu
befassen?
Letzte Aktualisierung:
02.01.2007
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