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Zwischen Kreuzi-
gung und Auferste-
hung - Zur Formen-
vielfalt Heiliger
Gräber
Begleitheft zur Ausstel-
lung im Stadtarchiv.
Konzipiert und bearbeitet
von Imke Lüders.
Herausgegeben und mit
einem Vorwort versehen
von Uli Wunderlich |
Heilige Gräber sind Nachbildungen des Grabes Christi in Jerusalem. Im Mittelalter
ließen fromme Pilger Kopien der Grabeskirche an ihrem Heimatort errichten.
Im Inneren dieser Bauten wurde entweder das Bild des verstorbenen
Gottessohnes oder aber eine Reliquie, ein Kreuzessplitter oder ähnliches,
aufbewahrt und verehrt. Die Stifter sicherten damit ihr Seelenheil,
den Einzug ihrer Seele ins Paradies, das "himmlische Jerusalem".
Bis vor etwa fünfzig Jahren waren verschiedenste Varianten Heiliger Gräber
in katholischen Gebieten weit verbreitet: Es gab nicht nur Gebäude,
sondern auch monumentale Figurengruppen, Kleinplastiken, die an Weihnachtskrippen
erinnern, Grabtruhen, Ölgemälde und volkstümliche Hinterglasmalereien
sowie Kulissengräber, Aufbauten aus Holz und Leinwand, die barocken
Bühnenbildern entlehnt waren.
Die meisten Heiligen Gräber waren nur in der Karwoche zu sehen. Sie wurden
am Gründonnerstag von den Mitgliedern der Pfarrgemeinde oder spezieller
Bruderschaften aufgebaut und mit bunten Lichtern oder Blumen geschmückt.
Mancherorts nahm man die Christusfigur vom Kreuz ab und setzte sie
am Karfreitag nach einer Prozession bei. Heute wird dieser Akt wenn
überhaupt nur symbolisch nachvollzogen: Der Priester deponiert die
Monstranz mit dem Allerheiligsten im oder auf dem Grab und vollzieht
in der Osternacht die "Auferstehung".
Heilige Gräber standen viele Jahrhunderte lang im Zentrum des wichtigsten
und glanzvollsten Festes im Kirchenjahr. In Deutschland sind sie
heute weitgehend in Vergessenheit geraten, während sich das damit
in Verbindung stehende Brauchtum in Tirol steigender Beliebtheit
erfreut. Die Ausstellung, die die Kieler Kunsthistorikerin Imke Lüders
zusammen mit der Europäischen Totentanz-Vereinigung konzipiert hat,
möchte die Formenvielfalt und die Funktion Heiliger Gräber aufzeigen
und das Bewusstsein für diese Kulturdenkmäler schärfen. In Bamberg
sind ganzjährig mehrere solcher Objekte zusehen: die spätmittelalterlichen
Plastiken im Chorumgang der Oberen Pfarre und am Ende des Kreuzwegs
nach St. Getreu, das barocke Heilige Grab im Kloster St. Michael und
als absolutes Kuriosum eine unterirdische Grabanlage in Privatbesitz,
das sogenannte Heilige Loch.
24 Seiten.
6 farbige und 3 s/w-Abbildungen. Geheftet.
Düsseldorf 2000.
ISBN 3-934862-01-2
VERGRIFFEN
Letzte Aktualisierung:
08.07.2009
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