
Der Bamberger Totentanz
Kloster Michelsberg hat weit mehr zu bieten als ein
Grab zum Durchkriechen und Ausblicke in den himmlischen Kräutergarten:
In der Heilig-Grab-Kapelle tanzt der Tod. Elegante Knochenmänner
schwingen ihre bleichen Gebeine, um Vertreter geistlicher und weltlicher
Berufe auf allen Kontinenten und zu jeder Jahreszeit vom Diesseits
ins Jenseits zu befördern. Zum Tag des offenen Denkmals am 9.
September 2007 erläutern Elfi Jemiller M.A. und Dr. Uli Wunderlich
– Präsidentin der Europäischen Totentanz-Vereinigung
– das barocke Kunstwerk. Ein verstecktes Juwel harrt seiner
Entdeckung.
Die Heilig-Grab-Kapelle im Kloster Michelsberg
Zum Bamberger Brauchtum gehört der Besuch der blumengeschmückten
"Heiligen Gräber" am Karfreitag. Katholiken vergegenwärtigen
sich auf diese Weise die heilsgeschichtlichen Stationen der Passion
Christi. Von Gründonnerstag bis Karsamstag bot die oberhalb des
aufgebahrten Leichnams stehende Monstranz Gelegenheit zur Verehrung
des Allerheiligsten.
Die Heilig-Grab-Anlage im Kloster Michelsberg befindet sich in einem
im zweiten Viertel des 18. Jahrhunderts speziell für diesen Zweck
umgebauten und ausgestatteten Raum. Ganz außergewöhnlich
und in dieser Art einmalig ist die Kombination des Grabes mit einem
Totentanz, der sich in vielen Einzelszenen an der Decke ausbreitet
und so eine enge Beziehung zwischen der Leidensgeschichte Jesu und
der Allgegenwärtigkeit des Todes herstellt. Alte und Junge sowie
Vertreter verschiedener Berufe werden auf allen Kontinenten zu jeder
Jahreszeit mit dem Lebensende – dargestellt als Skelett –
konfrontiert.

Wesentliche Elemente des Totentanzes bestehen aus hervorragendem,
teils vollplastischem Stuck, der in den Jahren 1729 bis 1731 von Johann
Georg Leinberger und "Consorten" geschaffen wurde. In das
Dekorationssystem sind vier Gemälde des Bamberger Hofmalers Johann
Jakob Gebhard integriert. Dieses einmalige Kunstwerk in St. Michael
sucht an Originalität wie Qualität in Franken, in Bayern,
ja in ganz Deutschland seinesgleichen.
Letzte Aktualisierung:
10.09.2007
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