Unser Mitglied Thomas Riedmiller, Leiter des Museums der Stadt Füssen,
legt zum 400. Geburtstag des Totentanzes von Jakob Hiebeler ein reich
illustriertes, ausgesprochen informatives Leporello vor. Enthalten sind
nicht nur gut ausgeleuchtete Aufnahmen aller Einzelszenen, sondern auch
Details, Quellen und Dokumente zur Rezeption, ja sogar Hinweise auf die
Entstehungsgeschichte.
Abt Johannes Allgaier nahm 1439 am Konzil in Basel teil, wo er den Totentanz
auf der Friedhofsmauer des Dominikanerklosters, bekanntlich das Vorbild
der Füssener Tafeln, kennen gelernt haben könnte. Denkbar wäre
also, dass es sich bei den 1994/95 entdeckten gotischen Freskenresten
auf der Südwand der Annakapelle bereits um eine Kopie jener Bilder
handelte. Im Benediktinerstift lässt sich seither jedenfalls ein
Hang zur makabren Bilderwelt beobachten: Da ist zum einen das Epitaph
des 1554 verstorbenen Abtes Gregor Gerhoch, dargestellt Auge in Auge mit
einem lebensgroßen Sensenmann. Andererseits berichtet Abt Heinrich
Ammann, sein Vorgänger Matthias Schober, habe sich stark bemüht
das Gotteshaus wieder herzurichten und nicht etwa neu auszugestalten.
Am 8. März 1602 erteilte er den Auftrag für den Totentanz, der
am Jakobstag, also am 25. Juli, desselben Jahres fertig sein sollte. In
Summa erhielt Jakob Hiebeler dafür 140 Gulden; die Belege sind bis
heute erhalten. Wenig später erwarb das Rittergeschlecht Freyberg-Eisenberg
durch mehrfache Stiftungen die Kapelle als Grablege, wie unter anderem
ein Totenschild mit fliegendem Skelett aus dem Jahr 1631 bezeugt.
Kaum beachtet wurde bisher die emblematische Ausgestaltung des Kapitelsaals
von St. Mang durch Franceso Bernardini 1719. Die Deckenwölbung erinnert
an den Deckel eines Sargs; in Stuckvignetten agieren Gerippe. Wünschenswert
wäre es, wenn die 1998 geschaffenen makabren Ölgemälde
von Herwig Zens auch über die Dauer der Jubiläumsausstellung
hinaus in diesem Raum verbleiben könnten, denn Alt und Neu vermitteln
glaubhaft den Eindruck, dass die Totentanztradition in Füssen lebendig
ist.
Thomas Riedmiller: 400 Jahre Füssener Totentanz.
Füssen: Museum der Stadt Füssen, 2002.
Leporello, achtmal gefaltet, ohne ISBN
Preis: 3,60 € zuzüglich Porto und Verpackung.
Bestellungen richten Sie bitte an das Museum der Stadt
Füssen,
Lechhalde 3, D-87629 Füssen, Fax 0049 / 8362 / 903-201, Mail: t.riedmiller@fuessen.de.
Letzte Aktualisierung:
27.12.2006
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