Der Totentanz von Heinrich Zierenberg
Heinrich Zierenberg, geboren 1937 im niedersächsischen Harber,
absolvierte eine Malerlehre, verbrachte seine Gesellenzeit im In-
und Ausland und studierte danach an der Werkkunstschule Hildesheim.
Daneben pflegte er seine zweite Begabung, die Musik. Zierenberg war
Chorleiter und Organist, unterrichtete an der Wilhelm-Raabe-Schule
in Wolfenbüttel sowie am Gymnasium beziehungsweise der Realschule
im badischen Wilhelmsdorf, wo er bis heute lebt und seit seiner Pensionierung
1995 verstärkt bildnerisch tätig ist.
Hugo Distlers
Totentanz regte den Künstler zu einem 14-teiligen
eigenen Zyklus an, den er 1999 vollendete. Für die zirka ein
Meter hohen Gemälde wählte er die heute fast vergessene
Lack-Durchschleif-Technik, ein sehr aufwendiges Verfahren, bei dem
sich durch das vorsichtige Herausarbeiten der übereinander liegenden
Schichten Strukturen und Übergänge ergeben, die den Eindruck
des Morbiden hervorrufen und in anderen Malweisen kaum erreichbar
sind.
Zierenbergs Bilder orientieren sich in erster Linie an den Versen
aus dem Cherubinischen Wandersmann, die Hugo Distler 1934
für seine Geistliche Chormusik, opus 12, als Motette
zum Totensonntag vertonte. Sie reflektieren die Dialoge des Lübecker
Totentanzes von 1463, die für diesen Zweck von Johannes Klöcking
bearbeitet wurden, und bieten dem Betrachter darüber hinaus Anknüpfungspunkte
an das Zeitgeschehen: Am unteren Bildrand des Gemäldes Tod
und Bischof sind Paragraphen, ein Hakenkreuz und ein Judenstern
erkennbar. Das Kruzifix liegt am Boden, sowohl der Sterbende als auch
das Gerippe trampeln darauf herum. Beim Kaufmann klettern
sieben Gerippe auf Gebäuden herum. Der Sterbende ist ein mächtiger
"global player", aber auch in seinem Imperium herrscht der
Tod. Das Bild Der Landsknecht zeigt ein blutüberströmtes
Gerippe auf einem Schlachtfeld. Beim Arzt dominieren Bildschirm,
Zahlen und Schläuche.
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Im Herbst 2000 ging Heinrich Zierenbergs Totentanz zusammen mit dem
Ensemble sine nomine auf eine Konzertreise im Bodenseeraum
sowie in Norddeutschland. Während der Aufführungen waren
die Bilder halbkreisförmig hinter den Sängern aufgestellt,
so dass die Zuhörer ein "multimediales" Erlebnis hatten.
Zur Zeit befindet sich der Zyklus im Haus des Künstlers und
kann dort nach Voranmeldung besichtigt werden:
Heinrich Zierenberg, Esenhauser Str. 30, D-88271 Wilhelmsdorf, Tel.
0049 / 75 03 / 24 80.
Letzte Aktualisierung:
09.12.2006
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